Künstlerbuch. Hrsg. von Christof Kerber
Kerber Verlag, Bielefeld/Leipzig/Berlin, 2010, ISBN 978-3-86678-403-1, 264 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Broschur, Format 23,5 x 16,8 cm, € 29,95/SFR 46,50
Cornelia Schleime ist 1984 nach ihrer Ausreise aus der DDR rasch durch ihr radikal-subjektives, aus dem eigenen Erleben heraus entwickeltes zeichnerisches Werk, ihre kraftstrotzend-sinnlichen Acryl-, Asphaltlack- und Schellack-Malereien und ab den letzten 1990er Jahren durch großformatige Serien wie ihre Nonnen-, Papst- und Hundemeute-Bilder bekannt geworden. Nach der Wende wurde deutlich, dass sie in der DDR durch den Staatssicherheitsdienst überwacht worden war. Daraus ist 1993 ihre Werkgruppe ‚Bis auf weitere gute Zusammenarbeit, Nr. 7284/85' entstanden, eine Folge von 14 Arbeiten im Format 100 x 70 cm, in denen sie ihre im Siebdruckverfahren vervielfältigten Stasi-Akten durch fotografische Selbstinszenierungen humorvoll ironisiert und kommentiert. Bitter war, dass sie ihr damaliger Freund Sascha Andersen bespitzelt hat. Das jetzt vorgelegte reich bebilderte Künstlerbuch dokumentiert die Serie erstmals vollständig. Dazu kommen bisher wenig bekannte und unveröffentlichte Gedichte, Texte, Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde, Postkarten- und Fotoübermalungen, Filmstills aus Super-8-Filmen, Auszüge aus Reisetagebüchern und persönliche Fotos. Schleime setzt auch nach der Wiedervereinigung auf „radikale Subjektivität, da die Kunst nicht die Welt abbildet, sondern eine Welt schafft, als Gegenentwurf. Der Künstler, so wie ich ihn verstehe, lebt in seiner Hermetik der Weltlosigkeit, seiner Enklave, in der er schafft und seine Erfahrungen und Ängste sublimiert. Dann tritt er wieder vor die Tür und spürt die Diskrepanz zwischen Außen und Innen, muss sich Fragen gefallen lassen, muss sich selbst fragen was er tut. Das ist seine Kontinuität, die Welt und sich in Zweifel zu stellen" (Cornelia Schleime).
(ham)