Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 27.03. - 24.05.2010 in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden
Hrsg. von Karola Kraus mit Texten von Julia Wirxel, Thomas Bayrle und Hans-Jürgen Hafner. Staatliche Kunsthalle Baden-Baden/Distanz Verlag, Berlin, 2010, ISBN 978-89955-407-6, 160 S., ca. 10 s/w- und 63 Farbabbildungen, Hardcover gebunden mit Lesebändchen, Format 27,6 x 22 cm, € 29,90 (Museumsausgabe)
Der 1971 in Frankfurt geborene und heute in Berlin lebende ehemalige Städel-Schüler Stefan Müller reizt mit seinem seit 1996 wie beiläufig entwickelten und mit bisherigen malerischen Regeln brechenden konzeptionellen malerischen Werk zu kontroversen Beurteilungen: Seine Giraffen entstehen aus scheinbar zufällig nebeneinander platzierten schmutzigen braunen, gelben, roten, grünen und blauen Farbflecken (I'm against it, 2000). In seinem ‚portrait1' von 2002 muss man das mit Bleistift in die rechte untere Ecke gesetzte Halbportrait richtiggehend suchen: Es wird optisch von ockerfarbigen und roten Farbflecken verdrängt, über die grüne Abdrücke gelegt sind. Die Abdrücke entstehen, wenn man einen mit Farbe getränkten Putzlappen ausdrückt. Bei ‚Empire of Dirt', 2003, zieht Müller die Leinwand durch die Cola-, Bier-, Zigarettenasche-, Staub- und Dreckreste im Atelier und ergänzt noch zwei leere rote Kreise. In „Ohne Titel' von 2005, klebt er seitlich versetzte gelbe, braune und weiße Bananenpapiere auf die Leinwand und in ‚Ich weiß von nichts (Sie entschuldigen?)' von 2010 legt er bunte Farbflecken zwischen den zuerst eingefärbten und dann gebleichten Nessel. Für Julia Wirxel geht Müller damit weiter als Martin Kippenberger, der in seinem Werkkomplex ‚Heavy Burschi' von 1989/90 zuerst Malereien in Auftrag gibt, sie dann brachial zerstört und in einem Container deponiert, um die auszustellen. „Indem Müller das kunst- und ehrwürdige Material Leinwand ebenso buchstäblich wie metaphorisch durch den Dreck zieht, ... verhöhnt (er) das tradierte Verständnis der Malerei und huldigt ihr zugleich" (Julia Wirxel). Für Georg Patzer ist Müller dagegen schlicht noch auf der Suche nach der eigenen Handschrift. Er sieht in den in Baden-Baden gezeigten Arbeiten alles in allem „eher Anfängerarbeiten" (Georg Patzer).
(ham)