Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 20.06. - 19.09.2010 in der Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen, Kunsthalle im Lipsius-Haus, Dresden mit Texten unter anderem von Ulrich Bischoff, Mathias Wagner, Laszlo Glozer und einem Grußwort von Martin Roth, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Schirmer/Mosel München, 2010, ISBN 978-3-8296-0478-9, 136 S., 26 Farbtafeln, 18 s/w-Abbildungen, Hardcover gebunden mit Schutzumschlag, Format 30,8 x 28 cm, € 49,80 (D)/€ 51,20 /A)/SFR 82,--
Der 1946 geborene Kanadier Jeff Wall ist mit seinen körperlich präsenten brillanten Farbdias in großformatigen Leuchtkästen bekannt geworden. Wall wollte sich in seinen ersten Arbeiten nicht allein auf die dokumentarische Kraft der Fotografie verlassen. „Sein Ziel war, dieses Medium mit Film und Malerei in einem fotografischen Bild zu vereinen" (Thomas Weski). Sein für ihn prägendes künstlerisches Ausdrucksmittel fand er 1977 bei einer Studienreise durch Spanien, als er hinterleuchtete Werbe-Großbilddiapositive als mögliche Form des Displays für seine Arbeit entdeckte. Später stellt er folgenden Bezug zum malerischen Minimalismus her, von dem er aus gegangen ist: „Judd ist die Box, Flavin die Lampen und ein Foto ist ein Foto" (Jeff Wall). Die in Dresden parallel zur Eröffnung des neuen Albertinums gezeigte Ausstellung thematisiert vom Künstler unter anderem in seiner Heimatstadt Vancouver beobachtete Übergänge und Veränderungen. So erinnert die frühe Arbeit ‚The Storyteller', 1986, Großbilddia im Leuchtkasten, 229 x 437 cm, nicht nur an Eduards Manets ‚Frühstück im Freien', sondern auch an indianische Erzählkultur: Vancouver wurzelt in einer Indianersiedlung und hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einer multi-kulturell geprägten Großstadt entwickelt. Die Arbeit ‚Restoration', 1993, Großbilddia in Leuchtkästen, 119 x 489,5 cm, thematisiert die fiktive, drei Jahre später begonnene Restaurierung des Bourbaki-Panoramas in Luzern und spielt unter anderem auf die allfälligen musealen Aufgaben des Bewahrens und Konservierens an. ‚Poppies in a garden' zeigt einen wie beiläufig begrünten und mit allerlei Blumen bestückten Garten und erinnert unter anderem an die Tradition der Paradiesgarten-Bilder. Schwarz-Weiß-Aufnahmen wie ‚Two eat from bag', 2008, Silbergelatineabzug, 195 x 241 cm, ergänzen das Panorama des Alltäglichen. Die Arbeit stellt ein Paar vor, das sich zum Essen auf die Stufen einer nichts sagenden städtischen Anlage gesetzt hat und eine Tüte Pommes miteinander teilt.
(ham)