Das Gesamtwerk
Belser Verlag, Stuttgart, 2010, ISBN 978-3-7630-2563-3, 208 S., ca. 150 Farb- und zahlreiche s/w-Abbildungen, Hardcover gebunden, Format 32,2 x 24,5 cm, limitierte Sonderausgabe, € 19,95 (D, A)/ SFR 33,50
Hieronymus Bosch wurde um 1450 in Brabants Hauptstadt s'Hertogenbosch als Sohn der Maler-Familie van Aken geboren und ist dort 1516 verstorben. Die Bosch-Forschung geht seit 1980 von 25 bis 30 sicher auf ihn zurückzuführende Werken aus, zu denen als seine berühmtesten die Triptychen ‚Der Garten der Lüste', ‚Der Heuwagen' und ‚Das jüngste Gericht' gehören. Mit seinen Bildfindungen und seinem Personal der Monster, Teufel und surrealen Wesen sprengt er die in seiner Zeit üblichen Grenzen. Hundert Jahre nach seinem Tod ist er in der Welt berühmt und wird vielfach kopiert. In seiner Heimatstadt ist er im wesentlichen vergessen. Die Bosch-Forschung schlägt sich bis heute unter anderem mit Fragen der Zuschreibung, der Datierung und dem Problem herum, ob Mitglieder der Werkstatt beteiligt waren: Hieronymus hat in der Werkstatt der Familie mit gearbeitet, in der auch sein Vater, sein Onkel, sein älterer Bruder und dessen Sohn als Maler tätig gewesen sind. Schließlich gibt es von vielen Kompositionen mehrere Fassungen und sein Oevre wird sehr früh und regelmäßig restauriert und retuschiert. Die Deutungen bleiben widersprüchlich und sind Legion.
Der ursprünglich zur großen Rotterdamer Bosch-Ausstellung 2001 erschienene und 2010 zum 175-jährigen Jubiläum des Belser Verlags als limitierte Sonderauflage wieder aufgelegte Band fasst die wesentlichen Linien der Bosch-Forschung zusammen, will aber nicht das letzte Wort sprechen. Jos Koldeweijs einleitender Essay nähert sich dem Phänomen Bosch über einen Blick auf die Stadt s'Hertogenbosch zu Lebzeiten des Künstlers. Für Bernard Vermet legen neuere dendrochronologische Untersuchungen nahe, dass Werke wie ‚Die Dornenkrönung' (Escorial), ‚Ecce Homo' (Philadelphia) und ‚Die Hochzeit zu Kana' (Rotterdam) nicht von der Hand Boschs stammen können, „weil der Bildträger erst nach dessen Tod bemalt worden sein kann" (Bernard Vermer). Paul Vandenbroeck schließlich untersucht die Bedeutung des Werkes von Bosch im Kontext der Mentalitäts-, Gesellschafts- und Kulturgeschichte, in der das Werk entstanden ist.
(ham)