Katalog zur Ausstellung im Märkischen Museum Witten 2009, hrsg. von Wolfgang Zemter mit Texten unter anderem von Peter Beye, Mario Mauroner und Oliver Kornhoff
Märkisches Museum Witten 2009, ISBN 978-3-86206-014-6, 156 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 29,5 x 23,4 cm, € 24,--
Der seit 1981 der archaisch-expressiven Figuration verpflichtete Holzbildhauer hat die damals gefundene Spur variiert, gedehnt und erweitert, aber nie mehr wirklich verlassen. Die Kettensäge, mit der Karl-Manfred Rennertz als einer der ersten abgestorbenen oder vom Sturm gefällten Bäumen auf den Leib gerückt ist, bleibt bevorzugtes Arbeitsinstrument. Im Laufe der Jahre sind das performative Arbeiten vor Publikum, Brandaktionen, neue Farbewerte und neue Materialien wie Dachpappe, Eternit und Schieferton hinzugekommen. Die großformatigen Goachen, die die Entstehung der Holzskulpturen begleiten, überdauern die Jahre. In den letzten fünf, sechs Jahren scheint Rennertz noch sorgfältiger als bisher mit dem ihm kostbaren Material Holz umzugehen: Aus Rinden- und Holzresten entstehen seit 2004 unter anderem der 210 cm hohe eindrücklich fragile feuergeschwärzte Stuttgarter Kreuzweg und rot und schwarz bemalte Splitter, die einzeln präsentiert zur Mandorla und gebündelt zum Strauß werden können. Die Werkübersicht spart auch das ab 1975 entstandene Frühwerk nicht aus: Vorgestellt werden unter anderem der aus Schwarzpappel geschlagene Sack von 1975, die aus Lindenholz geschnitzte Tasche aus demselben Jahr und diverse an realen Personen orientierte Ganz- und Halbporträts, darunter die bemalte Büste seines Düsseldorfers Alfonso Hüppi. Mit der ‚Roten Figur’ mit blauem Kopf, 1979, Eiche bemalt, 185 cm ist das realistische Porträt verlassen und der Übergang zur zeitlosen Archaik eingeleitet. Bei ‚Rosi’, 1981, Ulme, bemalt, 185 cm bleiben die Bewegungsspuren der Kettensäge stehen. Bei ‚Marabu I’, 1982, Erle blau bemalt, 195 cm und ‚Alfonso’, 1982, Torso, Eiche bemalt, 160 cm ist die für Rennertz typisch gewordene, an Knospen, Blütenkelche und Kegelvolumina erinnernde Figuration erreicht, die sein weiteres Werk prägen wird.
(ham)