Publikation aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung zur 8. Internationalen Foto-Triennale Esslingen vom 27.06. – 19.09.2010 in der Villa Merkel und Bahnwärterhaus, Galerien der Stadt Esslingen, hrsg. von Andreas Baur und Christine Baus mit Texten unter anderem von Bernd Stiegler, Sibylle Ryser und den Herausgebern
Galerien der Stadt Esslingen/Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2010, ISBN 978-3-86984-135-9, 232. S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Broschur mit Schutzumschlag, Format 28 x 22 cm, € 20,-- (Museumsausgabe)
Die Welt ist so komplex geworden, dass sie sich nicht mehr in einer Erzählung oder einem Bild zusammenfassen lässt. Unter anderem deshalb kämpft jede nachwachsende Generation um die Bilder, die ihre Zeit am besten symbolisieren. Und jede Generation von Betrachtern wählt die Bilder aus, die am besten dem Zeitgeist zu entsprechen scheinen. Unter den in Esslingen bei der 8. Internationalen Foto-Triennale vorgestellten 18 Positionen gehört für mich Michael van den Bogaards mit dem „Sony World Photography Award“ ausgezeichneten Serie ‚Shanghai’ zu den herausragenden Arbeiten. Van den Bogaard zeigt die chinesische Industriemetropole gleichsam aus der Ameisenperspektive. „Hinterhöfe, Einfahrten oder schmale Gässchen und ihre Bewohnenden stehen im Zentrum der Fotografien. Michael van den Bogaard rückt verborgene Lebenswelten ins Licht und bietet den Betrachtenden sowohl neue Einblicke als auch Ansatzpunkte für unterschwellige Kritik“ (Lisa Beißwanger). Goran Galić und Gian-Reto Gredig haben sich in ihrer Serie „Standby“ auf Einladung der Stadt Reggio nell’ Emilia über einen längeren Zeitraum hinweg mit dem Phänomen der Kurzarbeit auseinandergesetzt und gefragt, welche Auswirkungen diese Sparmaßnahme auf die Arbeitnehmenden hat. Gezeigt werden Fotografien von Menschen, die warten und „wartende Arbeitsplätze“. Aufschlussreich ist schließlich auch Daidō Moriyamas Serie ‚Bye Bye Polaroid’, die Moriyamas persönlichen Abschied vom Polaroidbild feiert. Den zeitgenössischen Positionen gegenüber gestellt ist ein Konvolut von über 170 vorwiegend dokumentarischen Fotografien aus der Schweiz. Gezeigt werden unter anderem Bilder aus der ersten Zeit der Industrialisierung der Täler, der Erschließung und der Einrichtung von Wasserkraftwerken. Im Rückblick wirken diese Fotografien aus den Jahren 1840 – 1960 nostalgisch. Man fragt sich, wie lange es dauert, bis es späteren Betrachtern mit den Fotografien von heute ebenso ergeht.
(ham)