Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf/Dumont Literatur- und Kunstverlag, Köln, 2005
ISBN 3-926154-78-0 (Museumsausgabe) / ISBN 3-8321-7567-0 (Verlagsausgabe), 340 S. zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover gebunden mit Lesebändchen, Format 28,5 x 24 cm, € 34,-- (Museumsausgabe)
Überleben in zukünftiger Vergangenheit
Erwerbungen 1990 – 2007
Armin Zweite und die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
Hrsg. von Julian Heynen und Pia Müller-Tamm für die Gesellschaft der Freunde der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen e.V.
K20 K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf/Richter Verlag, Düsseldorf, 2008, ISBN
978-3-926154-934-1 (Museumsausgabe) / ISBN 978-3-937572-94-9 (Buchhandelsausgabe), 232 S., zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 32,2 x 22,6 cm, € 49,-- (Museumsausgabe)
Ende 2008 wurde Marion Ackermann, die bisherige Leiterin des Kunstmuseums Stuttgart zur Leiterin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen gewählt. In der Übergangsphase vor ihrem endgültigen Amtsantritt in Düsseldorf ist sie zwischen Stuttgart und Düsseldorf gependelt. In einem Interview am 21. Juli 2009 mit der Stuttgarter Zeitung zu ihrem Abschied von Stuttgart unterstreicht sie, dass sie in Düsseldorf die starr auf unterschiedliche Häuser verteilte Sammlung austauschen und zueinander in Beziehung setzen möchte. Vor diesem Hintergrund erscheint es lohnend, auf die Konzeption ihres Vorgängers zurückzublicken. Er hatte die Sammlungskonvolute des 20. und des 21. Jahrhunderts auf die Häuser K 20 und K 21 verteilt. Im Vorwort zu K21 unterstreicht Armin Zweite, dass sich in den beiden Häusern „keineswegs nur zeitliche und gattungsspezifische Brüche zwischen den jeweiligen Sammlungskomplexen“ spiegeln, „sondern dass möglicherweise auch eine andere Vorstellung von Aufgaben und Funktion des Museums zur Debatte steht“ (Armin Zweite). Im Zuge des postmodernen „anything goes“ ist für Zweite der Begriff der Avantgarde obsolet geworden. Die bildende Kunst formuliert kaum noch Alternativen zur Lebenspraxis, erleidet einen erheblichen Bedeutungsverlust und erscheint gleichsam profaniert. In der Folge kommt dem Museum laut Zweite im Übergang zum 21. Jahrhundert die Aufgabe zu, „die Bedingungen der Möglichkeiten von Kunst zu thematisieren … Damit, das heißt mit der Problematisierung der Bedingungen, unter denen Kunst überhaupt hergestellt, verbreitet und wahrgenommen wird, geriet zwangsläufig auch das Museum als Institution in den Mittelpunkt des Interesses, schließlich handelte es sich um eine Einrichtung, die sich im wesentlichen dem bürgerlichen Kunstverständnis des 19. Jahrhunderts verdankt und bis in die 1960er Jahre vielfach den Status eines Museumstempel bewahrte und sich nur zögerlich in einen Ort des Lernens, der Information und des Experiments zu verwandeln begann“ (Armin Zweite).
Drei Jahre nach seiner Eröffnung (2005!), hält Zweite fest, „dass im Ständehaus jene zeitgenössischen Werke präsentiert und gesammelt werden, die manchmal gar nicht so modern erscheinen, aber im höchstem Maße zeitgenössisch sind. In ihren prägnantesten Ausformungen vergegenwärtigt diese Kunst in den unterschiedlichen Medien eine Haltung, der die utopischen Potentiale der klassischen Moderne abhanden gekommen sind, die aber deshalb unmittelbarer in vitaler Form und mit unverwechselbarem Gestus jenen Phänomenen entspricht, die wir mit dem Begriff der Postmoderne umschreiben…Während man am Grabbeplatz in die Tiefe dringt, wird im Ständehaus unser Horizont erweitert“ ( Armin Zweite). Marion Ackermanns Traum von einem städtischen Kunstmuseum war es immer, dass es einerseits die Beziehungen zur Stadt pflegt, aber durch eine exquisite Sammlung auch international positioniert ist. Vor allem aber soll es innerhalb der Stadt eine Avantgarderolle einnehmen (Marion Ackermann im Interview in der Stuttgarter Zeitung vom 21.07.2009). Man kann gespannt sein, wie sich Ackermanns Bekenntnis zur Avantgarde auf die Düsseldorfer Sammlung auswirkt, wenn sie doch historisch geworden ist.
(ham)