Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 03.06. – 25.07.2010 im Kunstpalais Erlangen
Hrsg. von Claudia Emmert mit Texten unter anderem von Eckart Flöther, Maximilian Forschner, Konrad Klek und der Herausgeberin
Kunstpalais Erlangen/Kehrerverlag, Heidelberg, ISBN 978-3-86828-143-9, 136 S., Hardcover gebunden, zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Format 26,4 x 2,5 cm, € 29,--
Wer in Zeiten der Finanz-, Wirtschafts- und Währungskrise Ausstellungsräume renovieren, wieder neu eröffnen und wie Claudia Emmert aus der bisherigen Städtischen Galerie das Kunstpalais Erlangen machen kann, wird sich glücklich schätzen. Der Titel der Eröffnungsausstellung „Glück happens …“ trägt diesem Umstand Rechnung. Sie spiegelt mit derzeit hoch gehandelten Künstlern wie Alexandra Mir, Peter Piller und Tobias Rehberger einflussreiche Positionen der gegenwärtigen Kunstszene und hat in Erwin Wurms Serien ‚Instructions for Idleness’ aus dem Jahr 2001 und ‚Instructions on how to be politically incorrect’ aus dem Jahr 2003 ihre stärkste Herausforderung: In der Arbeit ‚Pee on someone’s rug’, 2003, c-print, 126 x 159 cm, uriniert eine ansonsten gesittete Mittzwanzigerin zwischen den Gastgebern auf den Wohnzimmerteppich. Bei ‚Inspection’, 2002, c-print, 126 x 184 cm, steckt der Protagonist seinen Kopf in den Pulloverausschnitt einer Frau, die in einem Café sitzt und Kaffee trinkt. Bei Mona Hatoum geht es dagegen nach dem ersten Anschein bürgerlich-korrekt zu: Hatoum hat handgeblasene bunte Murano-Ojekte wie Kuriositäten in eine elegante englische Vitrine aus dem anfänglichen 20. Jahrhundert eingebracht und dort wie in einem Kuriositätenkabinett präsentiert. Erst auf den zweiten Blick identifiziert man die Objekte als Handgranaten und erinnert sich daran, dass die Künstlerin in Beirut geboren ist, in einer Stadt, die seit Jahrzehnten durch blutige Konflikte und Kriege gekennzeichnet ist. Auch Luzia Simons Scanogramme von gerade aufgeblühten Tulpen erinnern an die Kurzlebigkeit des Glücks.
Für Claudia Emmert entkommen wir dem Glück nicht: „Es holt uns ein, ob wir wollen oder nicht …“ Aber wenn wir „in die Medienfalle tappen, wie etwa bei Christian Jankowski, uns entblößen wie bei Aleksandra Mir …, das Glück sich als Abgrund erweist wie bei Birgit Brenner …, als Auszeit wie bei Tobias Rehberger oder als Provokation wie bei Erwin Wurm, wenn es eine ironische Nichtigkeit ist wie bei Peter Piller oder ein unverblümtes Füllhorn der Vergänglichkeit wie bei Luzia Simons …, dann beschleicht uns die unglückselige Ahnung: Shit happens leider auch.“
(ham)