Hrsg. von Walter Smerling zur gleichnamigen Ausstellung vom 01.05. – 14.06.2009 im Martin-Gropius Bau Berlin mit Beiträgen unter anderem von Bazon Brock, Robert Fleck, Siegfried Gohr, Peter Iden, Dieter Ronte und Matthias Winzen.
Wienand Verlag, 2009, ISBN 978-3-86832-000-8, 384 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 27,5 x 22 cm, € 29,80
„60 Jahre 60 Werke. Kunst aus der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 2009“ verlangt von den Verantwortlichen, pro Jahr ein Werk auszuwählen, das die Jahre 1949 – 2009 charakterisieren und für sie stehen soll. Deshalb ist es erstaunlich, dass das Kuratorium die notwendigen Grundsatzentscheidungen gemeinschaftlich getroffen und die Experten in kürzester Zeit zu Ergebnissen gekommen sind. Anders zusammengesetzte Kuratorien und andere Experten hätten andere Entscheidungen getroffen. Dass zwischen 1949 und 1989 zwar in der DDR geborene Künstler wie Gerhard Richter, Georg Baselitz, A.R. Penck und Georg Herold, aber keine damals in der DDR lebende Künstler benannt worden sind, ist der Beschränkung auf die Landesgrenzen der Bundesrepublik Deutschland vor der Wiedervereinigung geschuldet. Zwischen 1990 und 1999 werden mit Carsten Nikolai, Wolfgang Mattheuer und Eberhard Havekost immerhin drei Künstler aus der ehemaligen DDR benannt. Matthias Winzen zeichnet für das letzte Jahrzehnt zwischen 2000 und 2009 verantwortlich. Für ihn ist klar, dass sich über die letzten zehn Jahre kunsthistorisch nichts Verbindliches sagen lässt, vielleicht mit einer einzigen Ausnahme: „Seit mehr als zwei Jahrzehnten spielen immer mehr Künstlerinnen in der Kunst in Deutschland eine wichtige Rolle, so Katharina Frisch, Karin Sander, Katharina Grosse und Beate Gütschow“ (Matthias Winzen). Winzen spricht dann weiter von einer skeptischen und pragmatischen Generation, die sowohl die mystisch-modernistische Weltaufklärung eines Joseph Beuys als auch den spöttischen Entzauberungsgestus eines Georg Herold oder Martin Kippenberger hinter sich lässt. „Wer, wie etwa Jonathan Meese (‚Die Antike ist nicht das Fundament der Zukunft, sondern sie ist die Zukunft’) dennoch mit schwerer metaphysischer Ladung unterwegs zu sein scheint, spielt erst recht Tarnkappenbomber … Sein Ikea-Existenzialismus klingt wüst und nach Nietzsche, aber Helge Schneider klingt eben auch manchmal wie Beethoven oder Udo Lindenberg. Wie ein aufrechter VHS-Dozent verkündet Meese in aufrührerischem Ton Konsens: ‚Es gibt zu wenig Experimente. Es wird viel zu sehr bekämpft … Und es wird nichts mehr riskiert… Das muss auch nicht jeder machen, weil es sonst vielleicht zu inflationär wird. (Der) unaufgeregte, eigentlich paradoxe Pragmatismus der meisten jüngerer Künstler (wird sich) weiterhin bewähren. Wahrscheinlich können wir … noch viel Verblüffendes und Präziseres erwarten von Künstlerinnen und Künstlern wie Martina Sauter, Andrea Facin, Michael Sailsdorfer, Christoph Ruckhäberle, Marcus Weber, Ulrich Lamsfuß, Gunter Reski, Cosima von Bonin, Christian Jankowski, Georg Winter, Dirk Skreber, Tomma Abts, Patrycja German, Pablo Wendel, um nur wenige zu nennen“ (Matthias Winzen).
(ham)