Publikation zu den gleichnamigen Ausstellungen vom 08.05. – 26.07.2009 im Sinclair-Haus/Altana Kulturstiftung, Bad Homburg, vom 21.05. – 12.09.2010 im Museum und Galerie im Prediger, Schwäbisch Gmünd und vom Juni – September 2011 in Frederik Meijer Gardens [&] Sculpture Park, Grand Rapids, Michigan, USA
Hrsg. von Christian K. Scheffel mit einem Essay von Mark Gisbourne
Edition und Galerie Scheffel, Bad Homburg v. d. Höhe, 2009, ISBN 978-3-926546-54-8, 122 S., zahlreiche Farbabbildungen, Klappenbroschur, Format 28 x 22,3 cm, € 20,-- (Museumsausgabe)
Die 1961 in Cardiff/England geborene Künstlerin hat sich in ihrem Werk die unschuldige Genialität ihrer Kindheit bewahrt. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Plastischen. Es ist eine Kunst aus dem Bereich von Satire, Scherz und Ironie.
Bei Laura Ford finden wir thematische Anspielungen, die gleichzeitig mit einer freien Assoziation zu tun haben, wodurch dem Vorwurf der bloßen Illustration widersprochen wird. Das Komische entsteht hier vor dem Hintergrund einer zumindest potenziell verständlichen Welt. Wir treffen auf Gleichnisse aus Kinderreimen und Märchen, in denen Mensch und Tier verglichen werden. Es sind bekannte und wieder erkennbare Themen, die aber schon im Moment ihrer Wahrnehmung sich dem Betrachter in ihrer Eindeutigkeit entziehen. Vielleicht kann man hier von einer „Ver-rätselung“ sprechen: Es werden zwar nur (!) Tiere abgebildet – Elefanten, Kamele, Hirsche, Esel – ,aber man kommt nicht umhin, in ihnen Menschen zu sehen in all ihren anrührenden und oft verdeckten Hilflosigkeiten.
Die Welt der Erwachsenen wird abgebildet; aber sie wird durch den Blickwinkel eines Kindes ins Tragische, Hilflose transformiert („sleepwalkers“, 2005). Bei den „sleepwalkers“ werden Gefangene abgeführt Man denkt instinktiv an die Gefangenen von Guantanamo oder an die Folterungen im Irak.
Bei der Arbeit „Joseph Beuys Boy“ (2002) handelt es sich möglicherweise um eine Anspielung auf die Beuys-Saga, der angeblich als Sturz-Kampf-Bomber-Pilot von Tartaren gerettet wurde. Diese Geschichte wurde werbewirksam in unterschiedlichen Variationen verbreitet. Ist die Arbeit Laura Fonds ein Hinweis darauf? Oder nur ein Augenzwinkern?! Bei „Bunny Boy“ denkt man an die irakischen Selbstmordattentäter. Bedrohlich ist der Sprengstoffgürtel; komisch und tragisch zugleich, dass sich der Attentäter die Ohren zuhält.
Weil in der Mehrheit Tiere abgebildet werden, findet eine Verkleinerung statt, die aber das Inhaltliche überhöht, ironisiert und deshalb noch schrecklicher werden lässt. „Komik macht die Welt nicht besser aber erträglicher“ (Katalog).
Die Arbeit „Bunny Boy“ hat etwas Anrührendes, was den Betrachter nicht bloß erschreckt oder abstößt, sondern ihn auch zwingt mitzufühlen. Und da die Figur aus einer scheinbar kindlichen Märchenwelt entlehnt ist, geht sie einem noch etwas mehr unter die Haut. Es wird ein Beschützerinstinkt angesprochen, gegen den man sich schlecht zur Wehr setzen kann.
Das Inhaltliche der Arbeiten von Laura Ford geht zusammen mit ihrer technischen Realisierung: Gefundene Gegen-stände aus dem Alltag, Lumpen, Haushaltsgegenstände usw. werden in Bronze gegossen und so veredelt, verewigt und auch inhaltlich überhöht.
Der Mensch bekommt durch seine Transformation in die Tierwelt seine Unschuld zurück. Sie macht ihn aber auch wehrloser und ausgelieferter.
Es ist nicht leicht, sich der Welt von Laura Ford zu entziehen, weil sie etwas anklingen lässt, was in jedem von uns noch fragmentarisch vorhanden ist: Eine verlorene Kindheit.
(Siegfried Kaden)