53. jährlicher Wettbewerb unter 5.847 Fotografen aus 128 Ländern mit 101.960 Einsendungen und 62 preisgekrönten Fotografen aus 22 Nationaliltäten
Benteli Verlag für Kunst, Fotografie und Kulturgeschichte, Sulgen, Schweiz, 2010, ISBN 978-3-7165-1627-0, 160 S., 168 s/w- und Farbabbildungen, Broschur, Format 29,7 x 21 cm, € 24,80 (D)/€ 25,50 (A)/SFR 39,--
Die Stiftung World Press Photo ermittelt seit 1955 in einem internationalen Fotowettbewerb die besten Pressefotos des Jahres. Der vorliegende Band stellt die unter dem Vorsitz von Frau Ayperi Karabuda Ecer ermittelten ausgezeichneten Bilder aus dem Jahr 2009 vor. Gewinner des World Press Photo des Jahres 2009 ist der 1980 in Neapel geborene Pietro Masturzo mit einer Serie über Frauen, die nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Iran am 24. Juni 2009 ihren Protest von den Dächern rufen. Das Ergebnis der Wahl am 12. Juni wies auf einen überwältigenden Sieg für Präsident Mahmoud Ahmadinejad über den Oppositionskandidaten Mir Hossein Mousavi hin, aber es wurde von Wahlbetrug gesprochen. In den Wochen nach den Wahlen folgten gewalttätige Demonstrationen in den Straßen. Nachts setzen die Menschen ihren Protest von Fenstern, Balkonen und Dächern aus fort. Pietro Masturzo hörte einige Tage nach der Wahl Stimmen von den Dächern und man erklärte ihm, dass diese Stimmen „Allah ist groß“ riefen und dieser Ruf an die islamische Revolution von 1979 erinnert. „Also dachte ich, dass ich auf ein Dach klettern und nachsehen sollte, was dort geschah. Ich begann, Fotos zu machen – und dann wurde mir klar, dass dies die Art und Weise war, die Geschichte des Iran zu erzählen“ (Pietro Masturzo).
In der Kategorie Reportagen wurde Farah Abdi Warsameh der zweite Preis der Fotoserien für seine Aufnahmen von der Steinigung Mohamed Abukar Ibrahims am 13. Dezember 2009 in Afgoye in der Nähe von Mogadischu durch Mitglieder der Hizbul Islam-Gruppen zugesprochen. Er war von einem lokalen Sharia-Gericht des Ehebruchs für schuldig erklärt, bis über die Hüfte in Mutterboden eingegraben und dann gesteinigt worden. Der biblische Jesus hatte vor über 2000 Jahren eine andere Lösung gefunden. Als man ihm eine beim Ehebruch in flagranti ertappte Frau vorführte und ihn an die traditionelle Strafe der Steinigung erinnerte, verweigert er zuerst die Antwort. Er bückt sich und schreibt mit dem Finger auf die Erde. Als sie weiter auf ihn eindringen, „richtete er sich auf uns sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und bückte sich wieder nieder und schrieb auf die Erde. Da sie aber das hörten, gingen sie hinaus, einer nach dem anderen von den Ältesten an …“ (Johannes 8, 7-9). Die außergewöhnliche Dokumentation verdient hohe Beachtung, gerade weil sie an Geschehnisse erinnern, die nicht vergessen werden dürfen und die Frage nach dem Warum dringlich und stark macht.
(ham)