Publikation zur Premiere der Ausstellungstournee des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) Stuttgart vom 11.02. – 16.05.2010 im Kunstmuseum Bonn
Hrsg. für das ifa von Elke aus dem Moore mit Texten unter anderem von Volker Adolphs und Clemens Krümmel
Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart/Dumont Buchverlag, Köln, 2010, ISBN 978-3-8321-9300-3, 144 S., zahlreiche s/w- und Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 30,5 x 24,5 cm, € 26,-- (Museumspreis)
Die Zeichnung ist in den letzten 30 Jahren zur eigenständigen und festen Größe des gegenwärtigen Kunstschaffens geworden. Sie gilt als unmittelbarster handschriftlicher Ausdruck von künstlerischer Kreativität. Für Elke aus dem Moore und Nina Bingel steht sie für ein besonders spannendes Kapitel der Kunst der Gegenwart in Deutschland. „In jeder Kultur wird gezeichnet, jede Kultur hat ihr Vokabular der Zeichen, ob diese mythisch, politisch, historisch, religiös oder sonst wie begründet sind“ (Elke aus dem Moore, Nina Bingel). Zu den 20 im Katalogbuch versammelten Künstlern gehören durchgesetzte Zeichnerinnen und Zeichner wie der 1965 in Den Haag geborene Marcel van Eeden, die 1953 in Hamburg geborene Nanne Meyer und der 1959 in Frankfurt geborene Thomas Müller ebenso wie die neuen Sterne am Zeichnungshimmel Jorinde Voigt (1977 geboren in Frankfurt) und Ralf Ziervogel (1975 geboren in Clausthal-Zellerfeld). Zu den Entdeckungen der Übersicht zählt für mich der 1978 in Ascott geborene Christian Pilz. „Christian Pilz sucht zeichnerisch die labyrinthischen Konstruktionen eines Weltenbaus, der, obwohl reale Figurationen diese Architekturen bevölkern, nichts mit Realismus zu tun hat. Seine Netzwerkzeichnungen erinnern an die Carceri d’invenzione, an die fantastischen Entwürfe von Kerkern des Giovanni Battista Piranesi … In der Absage an einen erkennbaren Sinn menschlicher Produktion, die in der Industriemoderne jedes Maß verloren hat, liegt offenbar die Botschaft dieser Arbeiten …“ (Eugen Blume).
Volker Adolphs, der Kurator der Ausstellung konzentriert sich auf Künstler, die die Zeichnung als Zentrum ihres Werks verstehen, von der Linie ausgehen, die die Hand auf das Papier zeichnet und die auf die Kombination mit anderen Medien verzichten. Als Prototyp für diese Positionen kann der in Stuttgart lebende Thomas Müller gelten, der im Zeichnen den Vorgang des Zeichnens beobachtet und dabei verschiedene Materialien und Aggregatzustände der Zeichnung erprobt (Volker Adolphs). Von Müller stammt auch die mit Hilfe einer Glasscherbe entstandene blaue Kugelschreiberzeichnung ‚Ohne Titel’ aus dem Jahr 2008 im Format von 29,7 x 21 cm. Wer nicht weiß, wie die Zeichnung entstanden ist, denkt an die Computersimulation eines in sich gedrehten groben Stoffstreifens oder an ein eingefärbtes Maisblatt in einem Trockenstrauß.
(ham)