Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Kunsthalle Göppingen vom 13.07. – 14.09. 2008. Hg. von Werner Meyer. Mit Texten von Rodney LaTourelle, Oliver Tepel und Werner Meyer. Eigenverlag, Göppingen, 2008, ISBN 978-3-927791-65-7, 78 Seiten, 28 Farbabbildungen, Klappbroschur, Format 30 x 23 cm, € 15,--
Schwere Kost für Bilderfreunde publizierte die Kunsthalle Göppingen mit dem Katalog zur Ausstellung „volatile tenderness“ des 1973 geborenen Bernhard Kahrmann. Der Künstler arbeitet nun, nach einer Phase visueller Aufgeregtheit mit hektischen Projektionen von Wörtern, Symbolen und alltäglichen Bildern, mit extremer Reduktion. Die Katalogtexte reagieren darauf umso wortreicher. Dabei gibt es fast nichts zu sehen. Sieben Diaprojektoren ohne Dias werfen ihr Licht auf eine gefaltete Fläche und produzieren durch die unterschiedliche Qualität der Objektive schwache Farbdifferenzen auf die Projektionsfläche. Die Installation „Hubble“ wirft wandernde Lichtpunkte in den Raum. Die Projektion eines Digitaluhr-Displays verlässt – als Reaktion auf ein minimalistisches Musikstück – den linearen Zeitfluss. Kahrmann bedient einen philosophischen Diskurs über Raum, Licht und Zeit, der sich einer fotografischen Abbildung heftig widersetzt.
Das Beste sind einige scheinbar leere Seiten im Katalog, die aber mitnichten leer sind, sondern das Licht zeigen, „das ein Blatt Papier auffängt und wieder von sich gibt, aufgenommen in einer (digitalen) Fotografie und wieder auf ein Papier eingebrannt.“ (Werner Meyer) Ob die kaum merklichen Knicke in den Blättern real sind (auf dem dünnen Papier entstehen spätestens nach dem ersten Durchblättern unweigerlich die ersten Knicke) oder nur reproduziert sind, lässt sich kaum feststellen. Ohne den erläuternden Text glaubt der Betrachter an einen Fehler der Druckerei, aber beim Blättern zwischen den Seiten stellt sich der Effekt ein, dass er etwas sehen will, egal ob real vorhanden oder nicht.
(Michael Reuter)