Hg. vom Kunstverein Buchholz/Nordheide. Mit Texten von Sven Nommensen, Andreas Mertin und Reiner Sörries. Eigenverlag, Buchholz, 2009, ISBN 978-3981017922, 80 Seiten, ca. 70 Farbabb., gebunden, Format 30 x 21 cm, € 15,--
Bis in sauerstoffarme Höhen bläst Autor Sven Nommensen die Skulpturen der 1953 in Mannheim geborenen Madeleine Dietz auf. Nicht weniger als die bannende „Kraft der geheimnisvollen Aura romanischer Kirchen“ entdeckt er in den kleinen Stahlkuben der Serie „Hier ist Niemand“, die durch eine Öffnung den Blick auf eine Schicht getrockneter Erde freigeben. Ob der Betrachter tatsächlich „gebannt“ einer himmlischen Raumoffenbarung beizuwohnen glaubt, wenn er seine Knie anwinkelt, um einen Blick in die Tiefen der Skulptur zu erhaschen, lässt sich anhand der Abbildungen im Katalog nicht nachvollziehen, aber zumindest sind sowohl Dietz‘ Kuben als auch ihre Säulen, Wandschuber, Tresore und Rauminstallationen perfekt ausgearbeitet, unverwechselbar und a bissel fade.
Mal türmt sie Erdziegel hinter einer Stahltruhe, dann formt sie Fundamente, die an archäologische Ausgrabungen erinnern, dann schüttet sie Erde in offene Stahltruhen oder zeigt Grabplatten aus Stahl mit pathetischen Worthülsen – eine jahrelange, typisch weibliche Auseinandersetzung mit Staub, Trauer, Erde, Vergänglichkeit, Leben und Tod, frei von männlicher Aggressivität. Sieht gut aus, kommt aber entschieden zu dekorativ daher und entwickelt sich nicht weiter.
(Michael Reuter)