Hg. von der Galerie EIGEN+ART. Mit Texten von Winfried Pauleit, Marc Ries, Andreas Spiegl und ein Gespräch mit dem Künstler von Jan Kuhlbrodt.
Verlag Hatje Cantz, Ostfildern, 2008, ISBN 978-3-7757-2128-8, dt./engl., 224 Seiten mit 325 farbigen Abb., gebunden, Format 30 x 25 cm, € 39,80
Der Leipziger Stargalerist Harry Lybke mag nur ein weiterer Knecht des internationalen Kunstkapitals sein, er kümmert sich aber hingebungsvoll auch um seine weniger erfolgreichen Künstler. Herausgegeben von der Galerie Eigen+Art bietet der vorliegende Katalog eine Gesamtübersicht der Arbeiten des Leipziger Foto-, Film- und Konzeptkünstlers Maix Mayer (*1960) von 1997 bis 2007. Die Werke werden jeweils durch einen Kurztext erläutert. Ein kurzes Essay und ein Künstlergespräch geben weitere Einblicke. Für einen retrospektiven Katalog fällt die theoretische Durchdringung recht knapp aus und wenn Mayer die Frage seines Gegenübers nach der Uhrzeit mit den Worten "Ich glaube nicht, dass die lineare Zeit unsere Zeiterfahrung reflektieren kann" beantwortet, wird klar, dass hier kein Platz für humorige Anekdoten ist.
Zentrales Motiv seiner Arbeiten ist die Architekturgeschichte der 1960er- und 1970er Jahre und die Frage, welches Bild der Zukunft damals von den Architekten entworfen und gebaut wurde und ob diese baulichen Visionen und Utopien sich erfüllt und in der gegenwärtigen Realität Bestand haben. Dabei geht es Meyer nicht um ästhetische Urteile, sondern, so der Kurator und Kunstkritiker Andreas Spiegl, um die Hinterfragung der "ideologischen Verknüpfung von Gegenwart und Zukunft", aus deren Perspektive "Geschichte immer nur eine Krise (ist), die zwischen einer glorreichen Vergangenheit und ihrer vorgestellten Zukunft liegt, glorreich deshalb, weil sie in der Lage war, eine Zukunft zu versprechen"
Dass sich Mayer dabei viel mit Bauten in der ehemaligen DDR beschäftigt ist seiner Herkunft geschuldet, aber der "Mechanismus des Versprechens ist keine Frage von Ost und West, sondern ein globales Symptom, das sich kulturell variabel artikuliert", schreibt Spiegl. Kein Wunder, dass der Künstler ein Reisender ist, der seine Motive auch in Asien oder Übersee findet.
Statt enzyklopädischer Vollständigkeit des Œuvres hätte sich der Rezensent mehr thematische Konzentration und mehr Text zu den interessanten Details des Bandes gewünscht: Der ostdeutsche Architekt Ulrich Müther, die verfallene Wohnanlage "Habitat" in Montreal, der seit 1964 aus dem Boden gestampften Stadtteil Halle-Neustadt und Mayers Beschäftigung mit asiatischen Megapolen hätten mehr Platz verdient.
(Michael Reuter)