Publikation zur gleichnamigen Ausstellung vom 13.09.2009 – 31.01.2010 in der Kunsthalle Krems
Hrsg. von Hans-Peter Wipplinger mit Texten von Veit Loers und Hans-Peter Wipplinger
Kunsthalle Krems/Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2009, ISBN 978-3-941185-75-3, 112 S., zahlreiche Farbabbildungen, Klappenbroschur, Format 25,5 x 21 cm, € 15,--
Die Arbeit des 1970 in Bruneck, Südtirol geborenen und in heute Wien lebenden Siggi Hofer zeichnet sich durch eine ungeheure und für ihn nicht reduzierbare Vielfalt an Themen, Ausdrucksformen und Medien wie Zeichnung, aquarellartige Malerei, Skulptur, Video, Performance und installative Arbeiten aus. Hofer ist wie schon John Cage davon überzeugt, dass er das für ihn wichtige Material, das zum Ausgangspunkt seiner Arbeit wird, nicht erfinden, sondern nur auffinden muss. Deshalb gehört für ihn das Flanieren und das Nachdenken im Café ebenso zur künstlerischen Arbeit wie das nächtliche Zusammenfügen des Aufgefundenen mit dem Eigenen, das Prinzip Collage und das hochpräsente Spiel mit erinnerter Vergangenheit und schon gegenwärtiger Zukunft. In diesem Spiel der miteinander verwobenen Zeichensysteme „entstehen neue Denkräume, in denen er auf individuelle, gesellschaftspolitische oder soziale Ereignisse reagiert“ (Hans-Peter Wipplinger).
So appliziert er beim Parallelprojekt ‚Local to Local’ zur Manifesta 2008 auf einen uralten Bauernhof in Flaas oberhalb von Bozen mit aufgefundenen Hölzern die Worte: „Ich bin geboren am 21. im Winter“ und auf dem dazugehörigen Stall die Worte „14 Tote Kinder“. Von den in Krems gezeigten Fassaden von Südtiroler Häusern trägt eine den Titel der Ausstellung. Die Interferenz von religiös begründeter Freiheit („Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemand untertan …“, Martin Luther), aufgeklärtem Freiheitsverständnis („Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit …“, Immanuel Kant) und den Freiheitsidealen der Französischen Revolution ist bewusst gesetzt. Sie korrespondiert mit seinem Ideal von künstlerischer Freiheit, die sich auch durch scheinbar stählerne Marktregeln an kein Prokrustesbett fesseln lässt.
(ham)