Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 14.02. – 12.07.2009 in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden
Hrsg. von Karola Kraus mit Texten unter anderem von Klaus Gallwitz, Cora von Pape, Eric Aichinger und einem Vorwort der Herausgeberin
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden/Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2009, ISBN 978-3-86560-682-2, 191 S., ca. 228 s/w- und Farbabbildungen, Broschur, Format 27 x 21,5 cm, € 24,-- (Museumsausgabe)
2009 feiert die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden100-jähriges Jubiläum. Mit ihrer Ausstellung ‚7 x 14’ erinnert sie an die von Klaus Gallwitz initiierte spektakuläre Ausstellungsreihe 14 x 14 in den Jahren 1968 – 1973, die damals jungen Künstlern die Möglichkeit gab, die Ausstellungsräume für 14 Tage zu bespielen.
Zum Auftakt wurden ausgewählte Räume und Werke aus den Jahren 1968 -1973 unter anderem von Georg Baselitz, Markus Lüpertz, Gerhard Richter und Reiner Ruthenbeck rekonstruiert und gezeigt. Im Anschluss daran waren sieben Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die Räume der Kunsthalle in Anwesenheit des Publikums zu bespielen.
Michael Beutler erinnerte mit seiner „Mustertherme“ an das traditionsreiche Friedrichsbad in Baden-Baden ebenso wie an Palermos malerische Intervention von 1970.
Der von Dominic Eichler und Michel Ziegler in Berlin betriebene Kunstraum „Silberkuppe“ hat sich als diskursiver Ort und Künstlertreff etabliert, der neben Ausstellungen Performances, Screenings, Vorträge und Diskussionen veranstaltet. Silberkuppe lud 18 Künstler und fünf Gäste zur „Kur“ nach Baden-Baden ein und gab in einem „Kurplan“ Applikationen in verschiedensten Medien vor: „Dauer- und Einzelanwendungen“, die meisten mit „Langzeitwirkung“, aber auch einige zur „schnellen Genesung“. Als therapeutisches Zentrum wählte Silberkuppe den Raum 2 der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden aus und erklärte diesen zum ‚Lager’. Von dort aus schwärmten die Künstler während ihres zwölftägigen Aufenthalts in die leer stehenden Räume der Kunsthalle aus. Zum Abschied verdichteten sie sich gemeinsam mit den neu entstandenen Arbeiten im Ausgangsraum zu einem, „wie sie es nannten‚ Gruppenportrait in Flux’“ (Eric Aichinger). Schließlich verfremdeten Alex Müller und Shannon Bool eine in der Kunsthalle gefundene Verkaufsvitrine aus Tropenholz mit gläsernem Deckel zum Selbstbedienungsregal für Obst und badischem Winzersekt. „Die Auswahl des Obstes setzt sich aus regionalen wie exotischen Sorten zusammen und knüpft in Kombination mit dem Sekt an eine arkadisch anmutende Dekadenz … an. Diese Luxusgüter werden nicht zum Verkauf angeboten, sondern ausgestellt und zur Verwendung, zum Verzehr offeriert. …“ (Julia Wirxel).
Markus Lüpertz hatte 1969 auf die Frage, was ihn an dem Programm von „14 x 14“ interessiert, geantwortet, dass es in Deutschland überhaupt 14 Künstler gibt, die es sich auszustellen lohnt. Am liebsten aber hätte er die mitausstellenden Künstler verjagt und seine Ruhe gehabt. 40 Jahre später laden die Künstler das Publikum und andere Künstler nicht nur zum Mitessen, sondern auch zum Mitgestalten ein. Die Zeit, in der einsame Wölfe ihre Genieästhetik kultivieren, ist fürs erste vorbei.
(ham)